„In New York ist erstmals ein Tier von einem Menschen mit dem Coronavirus infiziert worden“, lese ich Juliane aus der Zeitung vor. Schön irgendwie – so scheint sich der Kreislauf Tier-Mensch-Tier ja letztlich wieder zu schließen.
Hier finden Sie alle älteren Artikel aus meiner monatlichen Kolumne. Was dem Lektor so auf- und einfällt.
„In New York ist erstmals ein Tier von einem Menschen mit dem Coronavirus infiziert worden“, lese ich Juliane aus der Zeitung vor. Schön irgendwie – so scheint sich der Kreislauf Tier-Mensch-Tier ja letztlich wieder zu schließen.
Man ging da nie gerne hin, auch vor diesem Frühjahr nicht, zum Hauptbahnhof Bonn. Eine ewige Baustelle, die nie fertig wurde und wird und von der man nicht sicher ist, ob man es den Bonnerinnen und Bonnern wünschen soll, dass sie fertig wird – man hätte nicht die Gewissheit, dass es danach besser ist.
Die Menschen beginnen, lose, dünne Hoffnungen zu einem brauchbaren Seil zu flechten für nach dem Lockdown – was für ein Wort im Übrigen: Lockdown. Kannte vor einem halben Jahr, also vor Mitte März, noch kein Mensch, weil es das Wort noch gar nicht gab. Klingt nach Regieanweisung, Action-Kino, James-Bond-Genre: „Wir müssen vor dem Lockdown noch etwas mehr Spannung aufbauen.“ So ähnlich.
Per E-Mail-Verteiler meines Berufsverbandes kommen gerade viele Auftragsanfragen an den Lektor: Es werden jetzt von ganz vielen Leuten ganz viele Romane geschrieben. Ich würde mir das ja für schlechteres Wetter aufheben, mit eingeschränkten Ausgehzeiten oder bei strenger Quarantäne – aber was will man machen, wenn die Muse ruft, dann ruft sie und spitzt die Lippen zum Kusse. Egal wie eitel der Sonnenschein ist.
Zu Hause riecht es zunehmend nach Kleintierhandlung, nicht nur unter meinem Schreibtisch. Ich bevorzuge daher die frische Luft draußen und gehe Richtung Rhein. „Vater Rhein?“, fragt das Murmeltier. „Sag ihm ’nen schönen Gruß!“
War klar. Ich antworte nicht.
Es wird ernst. Kleine Brauereien stehen vor dem Ruin, das ist kein Spaß mehr. Kein Fußball, keine Sportschau, keine Festivals. Keine Dorffeste, Grillabende, Partys. Und vor allem: keine Doppelkopfabende.
Ich bin ein wenig müde. Muss denn wirklich jeder Dr. med. Corona-Experte sein? Muss wirklich eine Head lauten „Was die Statistiken verschweigen“, wenn in jedem zweiten Bericht von den Problematiken der Statistik die Rede ist?