Es gibt eine Handvoll Verben, die mit dem Genitiv gebildet werden. Es werden immer weniger und vermutlich über kurz oder lang werden sie ausgestorben sein und dann wird man etwas später beginnen, ihnen zu gedenken.
Und dann werden diese Verben sich schmerzvoll im Grabe umdrehen, denn irgendwie hatten sie gehofft, man würde wenigstens jetzt, wo sie nicht mehr unter den Lebenden weilen, ihrer gedenken und nicht ihnen. Aber nein – man gedenkt ihnen, wie überhaupt heute, gerade jetzt im November, meist den Toten gedacht wird – in Zeitungen, in Reden, auf Kranzschleifen. Und dann denke ich, dass das Gedenken unter einem grammatikalischen Fehler doch ein bisschen leidet.
„... ist standardsprachlich noch nicht anerkannt“, sagt der letzte Duden zum Gedenken mit Dativ. Und das noch nicht beunruhigt mich als Lektor, denn als der fühle ich mich immer auch dem Schutz wehrloser, seltener und vom Aussterben bedrohter Wörter verpflichtet.