Schon seit längerer Zeit steht auf meiner Liste für neue Werkstattberichte das Stichwort „Alles gut!“. Als Lektor habe ich ja reges Interesse an uneigentlichem Sprachgebrauch –
und dieses Alles gut!, das seit – ja, seit wann eigentlich? Seit fünf bis zehn Jahren vielleicht? – ständig bemüht wird, das ist ja nun wirklich seiner semantischen Bedeutung geradezu gewaltsam entäußert: Alles gut!, das heißt alles Mögliche, als Letztes aber Alles gut. Meist heißt es eher so was wie „Das hast du irgendwie ziemlich kacke gemacht, aber wir kriegen das schon wieder hin.“ oder „Bevor du hier weiter nervst, geh einfach heim und lass mich meine Arbeit machen.“ und „Ich versteh dein Problem nicht, ist mir aber auch egal." So in etwa. Zumindest klingt es bei den meisten Leuten genau so, mit diesem beruhigenden Tonfall, der tatsächlich fällt, weil er immer von oben herab kommt.
So etwa hatte ich mir meinen Bericht aus der Werkstatt gedacht – und jetzt ist mir Johanna Adorján von der Süddeutschen zuvorgekommen: Sie hat genau diesen Bericht letztens geschrieben. Und ziemlich gut sogar.