Ein Artikel von Matthias Horx (https://www.horx.com/48-die-welt-nach-corona) geht derzeit viral. Ich bin nicht ganz sicher, was viral gehen bedeutet, glaube aber, dass es hier passt. Immerhin ist er mir von zwei Seiten fast gleichzeitig zugegangen.
Horx ist auskunftlich seiner Visitenkarte u. a. Zukunftsforscher und Visionär. Ein toller Job: Visionär! Und er hält es für möglich, dass – nun, kurz gesagt: dass die Welt im Herbst 2020 eine bessere sein wird, dass der Mensch als Sozialwesen ein besserer sein wird, dass wir uns auf alte Kulturtechniken besinnen werden und dergleichen. Dass wir in einem Straßencafé sitzen werden – demnach wird also auch das Wetter okay sein. Und diese Möglichkeit kleidet er in den grammatikalischen Indikativ. Ich hätte vielleicht doch eher den Konjunktiv genommen, aber gut.
Das kann alles sein. Ich habe schon vor zehn Tagen gesagt, dass die Welt in ein paar Monaten nicht mehr die gleiche sein wird, also deutlich vor Horx. Aber auf mich hört ja keiner. Wenn die Rückbesinnung aussieht wie von Horx beschrieben, lasse ich mir das gerne gefallen. Es wäre bitter, wenn innerhalb kurzer Zeit alles wieder beim Alten wäre, wenn man aus diesem Frühjahr den Schluss zieht, dass vielleicht eine Jahresration Atemschutzmasken vorzuhalten sei, eine Jahresration Desinfektionsmittel und vor allem: eine Jahresration Klopapier, und man sich so für weitere Katastrophen gewappnet hielte und dann … heidewitzka Herr Kapitän!
Die angenehme, ungewohnte Ruhe auf den Straßen der Stadt wird hin und wieder, und nicht nur nachts, unterbrochen, wenn jemand die Ausnahmesituation nutzt, seinen Ford Mustang im zweiten Gang auf 100 hochzujagen und so effektiv das dramatische Absinken der CO2-Werte zu stoppen. Und in diesen Momenten schwanke ich in meinem Optimismus, was die Horx’sche Vision angeht.