Das Merkwürdige ist dieses Gefühl von immerwährendem Sonntag. Keine Rushhour morgens auf der Hauptstraße nebenan, keine Schulkinder, die die Treppe runterpoltern, Geschäfte geschlossen, Ausflügler im Grün – und seit zwei Wochen strahlender Sonnenschein.
Ein nicht endender Sonntag. Ein still stehendes Zeitfenster, geöffnet, um durchzulüften – und jetzt regt sich kein Lüftchen. Es knarzt nicht einmal in den Angeln. Ein etwas schiefes Bild, denn tatsächlich weht es ganz gehörig: Gestern nach Siegburg geradelt und kernig Gegenwind gehabt. Auch auf dem Rückweg.
Und es ist ja auch längst schon wieder Montag. Der Wind ist geblieben, aber merklich abgekühlt. April deutet sich an, der ewige Sonnen- und Sonntag ist vorbei. Aber trotzdem: Keine Rushhour morgens auf der Hauptstraße nebenan, keine Schulkinder, die die Treppe runter… siehe oben. Und die Menschen bewegen sich langsamer. Wer jetzt hastet, der muss nicht zum nächsten Geschäftstermin oder nach einer viel zu kurzen Mittagspause wieder ins Büro, sondern macht Sport. Oder gehört zu denen, die die wirklich wichtige Arbeit machen. Ist also beispielsweise vermutlich kein Lektor.
Unter den Schlenderern, Flaneurinnen und Flaneuren, den Sportlern und Radlerinnen heute auch ein Liegerad-Tandem. Das Bemerkenswerte daran: Die Fahrer sitzen Rücken an Rücken, der Hintermann fährt also rückwärts. Seine Kette läuft über Umlenkrollen, sodass er also nach hinten schaut, aber nach vorne bzw. vorwärts tritt. Vielleicht nicht schlecht: Gemeinsam vorwärtskommen, aber janusköpfig im Blick behalten, woher man kommt.
Und wenn schon immer weniger Menschen sich und mich auf der Straße grüßen – so grüßt doch stets und bis auf Weiteres täglich das Murmeltier.