Ich war ja wirklich gespannt, ob es heute einen Aprilscherz geben würde – oder ob vielleicht doch endlich jemand aus der Deckung kommt und offenbart, dass dieser ganze Müll, insgesamt nur ein Aprilscherz ist.
Aber nein – aufgewacht, auf den Kalender geschaut, an den unangenehmen Zahnarzttermin heute erinnert, der natürlich nicht abgesagt wurde, dem Murmeltier in seiner Schlafkaule unter meinem Schreibtisch einen halbwegs freundlichen Guten Morgen entboten – warum auch nicht, es grüßt ja selbst täglich und ganz ohne einen Anflug von Genervtheit oder Überdruss, trotz der immer gleichen, zunehmend knorrigen und missmutigen Gesellschaft. Und dann festgestellt: 1. April und nichts zu lachen. Immer noch hängen wir in dieser absolut unwirklichen, lachhaften Realität. Mit zunehmendem Ernst.
Das arme Tier, denke ich, während ich ihm beim Wiedereinschlafen zuschaue, kann ja auch nichts dafür – ist ja keine Fledermaus und auch kein … wie heißt noch mal dieses Schuppentier, das aussieht wie aus einem Harry-Potter-Film? Ich nehme mir vor, freundlicher zu ihm zu sein. Bin ja schon froh, dass ich kein nerviges Känguru in der Größe meines Cousins in der WG habe wie der Nachbar. Gestern hat er geklingelt, ob ich ein paar Eier hätte, er müsse Pfannkuchen backen. Und Öl. Und eine Pfanne. Natürlich hatte ich Eier, Öl und Pfanne. Und so lange auch das Eisfach gefüllt ist und die Märkte zugänglich, solange sich das Vieh mit ein paar Möhren und Salatabfällen begnügt und keine Pfannkuchen erwartet, weiterhin leidlich gute Laune verbreitet und höflich bleibt, bleiben wir notgedrungen Freunde. Wenn der Kühlschrank aber leer ist und es um du oder ich geht, dann garantiere ich für nichts mehr.
Noch immer kein April, April!. Fällt denn niemandem etwas ein? Und muss ich jetzt schon wieder draußen in der Sonne spazieren gehen? Die Tage sind seit Sonntag noch eine Stunde länger. Hurra! Aber irgendwie nimmt auch dieser Tag – trotz Zahnarzt – ein gutes Ende. Bislang.
Und wenn es denn endlich mal dunkel wird, dann gehe ich auch ins Bett. Habe in den letzten Tagen genug schlechte Filme im Fernsehen gesehen. „Bis morgen!“, sagt das Murmeltier, bevor es sich in seiner Kaule zusammenrollt. Statt zu antworten, gehe ich noch kurz an den Rechner und gebe Murmeltier in die Suche ein. Auf chefkoch.de.