Wir dürfen noch raus in die Parks, in den Stadtwald, ins Grüne. Zwar heißt es allenthalben, man solle zu Hause bleiben – aber wenn dort Streit, Gewalt, Nervenzusammen- und wer weiß was sonst noch für Brüche drohen? Man darf raus. Also raus mit euch!
Derweil verstört eine Meldung aus Frankreich, dort habe jemand einen Marathon auf seinem Balkon absolviert. Muss mal auf Fakebook schauen, ob das überhaupt stimmt.
Die Luft hier in den Kessenicher Bergen ist so gut wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Spaziert, wandert, rennt – das kann sehr, sehr geil sein. Und es wäre ein Frevel, nicht rauszugehen bei dem fantastischen Wetter. Auch unser Innenminister empfiehlt, die schönen Plätze im Land zu suchen, dort, wo am wenigsten los ist. Also keine Rudelbildung, klar – aber raus! Und grüßen, soll ich ausrichten, mit Gruß vom Murmeltier! Ein Gruß überbrückt die einsfünfzig Abstand problemlos. Auch bei der strengsten Kontaktsperre – unter allen Virologinnen und Epidemiologen gilt als absolut unstrittig: Blickkontakt ist nicht infektiös!
Das Murmeltier und ich gehen jetzt auch öfter zusammen raus. Es hat darauf bestanden. Der Nachbar gehe ja auch mit seinem Känguru raus, sogar in die Kneipe, sagt es.
„Die Kneipe ist schon seit Wochen zu“, antworte ich.
„Die sind sogar im Kino gewesen“, sagt es. Darauf ich: „Klar, auf der Leinwand.“ Aber da ist es schon wieder eingenickt.
Gestern sogar zusammen im Wald. Was war das da wieder für ein Abenteuern: Familien im Unterholz, Staudamm bauen, Molche suchen, Angeln im Melbbach, Häuser bauen wie an Pooh’s Corner. Und das Murmeltier hat sie alle, wirklich jede und jeden Einzelnen gegrüßt. Mal mit Servus, mal Hallo, sogar Grüß Gott, schöner Tag heute, ich grüße Sie, wie geht’s, alter Junge.
„Hast du nicht gestern erst gegrüßt?“, fragte der alte Junge zurück.
Einmal ist es gute fünfzig Meter zurück, weil es meinte, einen Gruß vergessen zu haben – es war anstrengend.
Der Kottenforst ist groß genug, sich aus dem Weg zu gehen – und die meisten anderen Wälder auch. Im Ahrtal und an anderen beliebten Ausflugssammelpunkten haben sie zwar die Wander-Parkplätze geschlossen, damit die Leute nicht in Scharen hereinbrechen. Tatsächlich ist es da mitunter ziemlich eng, im Ahrtal. Aber wir brauchen die ja gar nicht, die Parkplätze: Wir sind nämlich so viel marschiert in den letzten Wochen, wir sind so wahnsinnig gut trainiert – wir kommen einfach zu Fuß!