Vor ein paar Jahren noch, also bis etwa Mitte März, hatten wir eine Klimadebatte. Wenig später ist mit einem der letzten Gletscher auch das Murmeltier aus den Alpen ausgewandert und dann irgendwie bei mir gelandet – so nehme ich an. Es schweigt sich über Details nach wie vor aus.
Abgesehen von ein paar Präsidenten und anderen Wirrköpfen bestand Konsens darin, dass der Klimawandel erheblich sei und zudem vordergründig menschengemacht. Besagte Regenten gingen davon aus, der Klimawandel sei in chinesischen Laboren entstanden – und als er fertig war, das wissen wir heute, hat man sich dort gleich an die Arbeit gemacht, COVID-19 zu erfinden. Die anderen, die sich um die Welt und ihre persönliche Zukunft sorgten, warfen den Regierenden vor, nicht auf die Wissenschaft zu hören. Alle Expertinnen und Experten verwiesen einhellig auf die Notwendigkeit zu handeln, mit graduellen Unterschieden nur, etwa was die aktuelle Uhrzeit betraf – aber auch hier betrug die Konsenslücke lediglich zehn Minuten: Während die einen sicher waren, dass es fünf vor zwölf sei, war es bei den Pessimistischeren bereits fünf nach. Nur die Politik wollte nichts davon hören, schob die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beiseite, wandte sich wieder der Öl- und Kohlelobby zu und sagte: Können wir Ihnen sonst noch helfen?
Nun verbreitet sich eine Ansicht, die einen auffällig gegenteiligen Vorwurf erhebt, nämlich dass die Politik viel zu sehr auf die Wissenschaft höre, ja die Wissenschaftler hätten die Macht quasi im Handstreich übernommen bzw. trieben die Politik vor sich her, um ihren eigenen (natürlich Macht- und Geld-)Interessen zu dienen, und überhaupt solle doch der Souverän (das sind Sie und ich) wieder selbst entscheiden, denn er sei vernünftig und wisse selbst am besten, was gut für ihn sei. (Ein kurzer Blick in die Geschichte sagt mir allerdings: Nein, das weiß der Souverän in der Regel eher nicht.) Ich bin mir nicht sicher, ob das die Gleichen sind, die die Politik einerseits für wissenschaftshörig, andererseits für wissenschaftsignorant erachten – in meinem Umfeld bilden sie aber eine erstaunlich große Schnittmenge. Darunter sind auch diejenigen, die bei einer Naturkatastrophe, wenn die komplette Hilfsmaschinerie angelaufen ist aus Feuerwehr, Rotem Kreuz, THW und Malteser-Hundestaffel, noch bevor der Einsatz beendet ist genau wissen, was (und vor allem: dass) alles ganz miserabel gelaufen ist und völlig falsch gemacht wurde.
„Gibt es eigentlich auch eine Murmeltierstaffel?“, fragt bei der Gelegenheit das Murmeltier. „Ich finde, diese Hunde werden überschätzt.“
Nicht so dumm, die Idee. Ich werde morgen mal mit den Maltesern reden, ob sie noch einen Vierbeiner brauchen können.