Am Straßenrand verblassen die Plakate mit den Konzert- und Partyprogrammen. Es werden derzeit keine neuen gehängt. Wie lange wird das noch gehen? Ich hoffe, nicht so lange, dass die römischen Ziffern oben zweizeilig werden. Hin und wieder leimt ein optimistischer Veranstalter einen „Verschoben auf 30.08.“-Kleber drüber. Das ist auf der einen Seite ganz rührend, wirkt aber letztlich auch ein wenig hilflos.
Es gibt verschmerzbare Ausfälle und schmerzliche. Kein Robbie Williams im Hofgarten im Sommer, Sting kann nach seinen Stimmproblemen im letzten Jahr nun schon wieder nicht aufspielen – hat aber schon für Juli 21 zugesagt und macht uns Hoffnung. Loisach Marci hat bereits Anfang Februar sein Kommen abgesagt – in Bayern war das Virus halt zuerst. Aber doch nicht Anfang Februar schon – oder? Das Frühjahr hat schon früh schlecht angefangen.
Aber wenn ihr wiederkommt, ihr Musikanten, dann komme ich auch! Ich gehe auf euer Konzert, ich kaufe euer Band-T-Shirt und die Doppel-LP, und ich trinke drei Bier, denn davon leben auch Leute.
Auf 3sat laufen aber immer wieder ganze Tage lang Konzerte jeder Art. Das ist zwar kein vollwertiger, aber doch ein Ersatz und insgesamt eine feine Sache. Die Plakatwände unter der Autobahnbrücke, in der Unterführung und überall an diesen leicht angeschmuddelten Ecken, wo man nur mit dem Auto vorbeifährt, sehen trostlos aus, abgerissen, obwohl die angegebenen Termine großenteils noch in einer sacht eingetrübten Zukunft liegen. Wie vergessene oder aufgegebene Wahlplakate sechs Wochen nach der Wahl, wenn die ersten Kandidatinnen und Kandidaten schon vergessen und zurückgetreten sind. Auch die Coaching-Päpste, Wunderheiler und Optimize-yourself-Verkünder blicken vergeblich aus ihren Anzügen. Der Leim auf den Plakaten ist streifig verwischt und fürs Erste wird kein Mensch ihren Verheißungen zujubeln und sie sich anschließend signieren lassen.
Was sonst noch werden wir in diesem Sommer nicht vermissen? Ob uns die Freibäder fehlen werden, wird sich noch zeigen. Das Wetter ist eine unsichere Bank. Aller Voraussicht nach noch unsicherer als das Virus. Anfang April, da hätten wir schon gerne einen Sprung gewagt – aber da ist noch kein Becken gefüllt. Höchstens in Freiburg. In Bonn weiß man ohnehin nie, welches Bad mal nicht zu marode ist, um zu öffnen. Der Rhein hat immer auf und in aller Regel auch genügend Wasser. Zurzeit ist das bestechend schön und grünlich blau.
Das Murmeltier war ganz wild auf die Sommerrodelbahn oder Skihalle. Es erwartet da wohl irgendeine Art von Alpenfeeling. Ich habe gesagt, dass die auf alle Fälle geschlossen bleiben. Und wenn die doch wieder aufmachen – wehe, es sagt ihm einer!