Gestern mal wieder im Biergarten – also richtig, nicht zu zweit am Zweiertisch, sondern mit Freundinnen und Freunden in halbwegs großer Runde. Großes Glücksgefühl. Habe mich am Abend aufs Rad geschwungen, mit leichtem Gepäck, also nur ein Jäckchen in den Rucksack gestopft gegen die abendliche Kühle, mit der man ja doch immer rechnen muss.
Zu oft schon bin ich im T-Shirt zum Biergarten und habe dann nach dem ersten Bier fröstelig nach einer heißen Schokolade verlangt, weil die Wärme mit der Sonne im Westen versunken ist. Mit Sahne, versteht sich. Während sich die Mücken über meine kurzbehosten Beine hermachen.
Unterwegs dann kommt mir mein Rucksack doch erstaunlich schwer vor – wahrscheinlich hat ihn Juliane wieder zum Einkaufen genommen und nicht ausgepackt. Im Biergarten schiebe ich ihn unter die Bank und grüße die Freunde, mit denen ich so lange nicht zusammengesessen habe, und lasse mich grüßen mit einem freudigen Hallo. Noch ohne Umarmungen, aber das kommt auch irgendwann wieder.
„Hallo auch!“, kommt es von unter meiner Bierbank her. Das hat niemand gehört, aber meine Vermutung, nein: Befürchtung gewinnt an Substanz. Schnell bestelle ich ein Bier beziehungsweise ein Pils, um kein Kölsch zu bekommen. Seit bald zehn Jahren lebe ich im Rheinland, aber an diese Plörre im Reagenzglas will ich mich nicht gewöhnen.
„Für mich auch ein Pils!“ nuschelt mein Rucksack. Die Freunde werfen mir kurz einen fragenden Blick zu, den ich mich aber nicht wahrzunehmen entschließe. Ich könnte jetzt geräuschvoll hüsteln, aber das sieht man ja auch nicht gerne, wenn man sich anschickt, in enger Runde beieinanderzusitzen – auch wenn der Corona-Druck im Laufe des Sommers etwas nachgelassen hat. Der Abend vergeht weiter einigermaßen ungestört und nett mit lustigem Geplauder über die Corona-App. Die kleinen Tritte aus meinem Rucksack an mein Schienbein ignoriere ich boshaft, bis sie nachlassen und in ein leises Schnarchen übergehen.
Wieder zu Hause stelle ich den Rucksack ungeöffnet in die Ecke und finde bald in einen friedvollen, ungestörten Schlaf. Irgendwann heute Morgen, lange nach dem Frühstück, habe ich dann doch mal den Rucksack geöffnet und einen Blick reingeworfen. Zwei Augen und ein paar gelbe Nagezähne blitzen mir da kurz entgegen. Das Murmeltier klettert derangiert und etwas hüftsteif, aber doch erstaunlich cool aus der Tasche und würdigt mich keines Blickes.
„Was’n los?“, frage ich unschuldig. „Kein Gruß heute?“
„Ich möchte nicht darüber sprechen“, sagt das Tier.