Irgendwie wird es nicht richtig besser mit den Zeiten. Jetzt ist es schon wieder zu eng überall in der Stadt, und draußen vor den Geschäften Schlange stehen wird auch immer unwirtlicher.
Im Café dunsten die Leute den Regen aus ihren Jacken und wer weiß was sonst noch alles. Da renne ich lieber meine Runden durch den Wald, auch wenn ich danach extrem wer weiß was sonst noch ausdunste.
Das Murmeltier hat sich Mitte August für ein Schläfchen zurückgezogen und ist erst vor ein paar Tagen wieder aus seiner Kaule gekullert. Früher Winterschlaf, hatte ich zu hoffen gewagt. Es besteht aber darauf, dass das nur ein Spätsommerfrühherbstschlaf war. So ein Chaos – scheiß Klimawandel. Auch die naturnahen Wesen kennen sich mit den Jahreszeiten nicht mehr aus. Das Murmeltier besteht allerdings darauf – seltsam, ständig besteht dieses Tier auf irgendwas –, dass es längst weitgehend domestiziert ist. Nun gut.
Jetzt will es mit mir joggen gehen. Auch das noch, denke ich.
„Das geht nicht, das ist nur für Zweibeiner“, weiche ich aus.
„Ich kann auch zweibeinig!“, wendet es ein und hat sich schon in pelzenge Sportklamotten gezwängt. Weiß der Himmel, wo es die wieder her hat. Ich habe aufgehört, mich zu wundern.
Das Murmeltier joggt. Zweibeinig. Naja. Nach fünf Minuten und etwa 15 Metern verliere ich die Geduld. „Okay“, sage ich, „du darfst auf allen Vieren.“
Sofort ist das Tier auf allen Beinen und wenig später weit vorausgelaufen. Ich komme ins Schwitzen, und das mag ich ja nun gar nicht beim Sport.
„Können wir es nicht mal dreibeinig versuchen?“, keuche ich.
Immer wenn wir an einem Hund vorbeikommen, kriegt der eine kleine Kleinigkeit. Die Leute sind da sehr fürsorglich.
„Was machen die da immer?“, fragt das Murmeltier.
„Die Hunde werden mit einem kleinen Leckerchen von uns abgelenkt“, erkläre ich.
„Sind die doof, die Hunde“, sagt das Murmeltier.
„Wieso? Ist doch super, dass die nicht über uns herfallen, wie das früher war.“ Ich finde es wirklich erfreulich, dass die Hunde heutzutage überwiegend gut erzogen sind.
„Naja“, sagt der Großnager. „Zehn Gramm Belohnung dafür, dass er sich fünf Kilogramm Fleisch durch die Lappen gehen lässt? Schlechter Deal, würde ich sagen.“
„Bei mir sind es 73 Kilo“, füge ich an.
„Macht 78. Doof – wie gesagt.“