Die Stimmung ist nicht gut im Haus. Das Murmeltier läuft mit langem Gesicht durch die Gegend, grüßt nur noch halbherzig, was Juliane und mir etwas aufs Gemüt schlägt, und hat insgesamt etwas von seiner Unbeschwertheit verloren.
Was denn los sei, alter Knabe, will ich wissen und verwende dabei bewusst diesen kumpelhaften Ton, den das Murmeltier so mag. Juliane verdreht dann immer die Augen. Allenthalben sei wieder von Hamsterkäufen die Rede, lamentiert es – und es hat tatsächlich das schöne Wort allenthalben verwendet. Wo es das wieder her hat. Wahrscheinlich will sich der Großnager mit einer etwas gehobenen Sprechweise wieder beim Lektor einschleimen. Die allgemeine Laune hebt die gehobene Ausdrucksweise allerdings nicht, wenn ich auch tatsächlich ein wenig beeindruckt bin.
„Und?“, frage ich weiter, weil die Sache mit den Hamsterkäufen zwar insgesamt ärgerlich ist, aber doch nicht seine Missgestimmtheit erklärt. Die Antwort besteht aus diffusen Vorwürfen, man werde nicht geschätzt, das habe man nicht verdient usw., der Rest geht in herzerweichendem Gegreine unter.
„Und dass du es nur weißt“, zetert es schließlich, „mir kommt so was nicht ins Haus!“
Um Geduld bemüht bestehe ich darauf, dass es erstens immer noch mein Haus ist, zweitens es sich mir in keiner Weise verständlicher gemacht hat, dass drittens seine schlechte Laune mir die Laune verderbe und was es denn – viertens – mit so was meine.
„Das weißt du ganz genau“, sagt es. „Aber ich werde schon klarstellen, wer hier der Klein- und wer der Großnager ist!“, zischt es entschlossen. „Nur für den Fall, dass du jetzt auch so einen idiotischen Hamster kaufen gehst.“
Du ahnst es nicht – daher weht der Wind. Das arme Vieh fürchtet um seine Position und ja, offensichtlich auch um meine Zuneigung. Mir wird ganz warm ums Herz.
„Das verstehst du falsch“, beruhige ich es, denn prinzipiell ist mir an unserem häuslichen Frieden trotz allem gelegen. „Hamsterkäufe bedeutet, dass die Leute wieder unsinnige Vorräte horten und sich bis unter die Decke eindecken mit Klopapier und Nudeln. Und vermutlich werden sie spätestens jetzt auch die Hefe vom Frühjahr wegwerfen und sich neue zum Vergammeln anschaffen.“
Das Murmeltier macht große Augen, seine Miene hellt sich nach wenigen Momenten angestrengten Sinnierens erstaunlich schnell auf.
„Ah“, sagt es, und dann: „Apropos Vorräte – das Bier ist alle.“