Auch wenn der neue Lockdown, der zweite nun schon und hoffentlich der letzte, wieder mit traumhaftem Wetter und frühlinghaften Temperaturen beginnt, kommt man um zweierlei nicht drum rum:
Zum einen ist das immer noch ein abscheuliches, fantasieloses Wort, das höchstens Sean Connery mit einer gewissen Coolness hätte rausbrummeln können, aber der lebt ja auch nicht mehr, es ist ein Jammer. Zum anderen kommen jetzt trotz allem – Frühlingshaftigkeit hin oder her – kältere Tage. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Sagt man so. Ich habe auch in meiner Profession als Lektor keine Ahnung, weshalb, aber man sagt es so. Ich selbst sage es auch ständig, in der Hoffnung, dass sich mir irgendwann der Sinn erschließt.
„Ich sage das nie“, sagt das Murmeltier mit seiner wesensbedingten Verachtung für Kleinnager. Dann reißt es beim Gähnen die Schnauze derart weit auf, dass einem angst und bange werden kann – das schreibt man im Übrigen tatsächlich klein, das müssen Sie jetzt nicht nachschlagen. Immer wenn ich von kälteren Tagen rede, wird mein Mitbewohner von einer imperativen Müdigkeit ergriffen und befasst sich augenblicklich mit nichts anderem mehr als dem anstehenden Winterschlaf. Hat sogar im August hin und wieder funktioniert, wenn ich es für ein paar Stunden loswerden wollte. Einmal kurz etwas wie „Wird schon wieder deutlich kühler …“ ins Gespräch einfließen lassen, sofort kippen seine Augen zur Seite, die Lider rutschen auf Halbmast und es wackelt mit einem Gute-Nacht-Gruß in Richtung Schlafkaule.
Jetzt muss dann also auch die Schlafstätte so langsam winterfest und behaglich gemacht werden. Juliane und ich holen dann die warme Biberbettwäsche aus dem Schrank (eben habe ich aus Versehen Bibber… geschrieben und einen Moment überlegt, ob das nicht vielleicht sogar der richtigere Ausdruck ist, aber dann funktioniert diese Geschichte nicht mehr – also bleiben wir bei Biber), hängen sie zum Lüften ein Stündchen in die Novembersonne, und dann frage ich das Murmeltier von einer großmütigen Stimmung gepackt, ob es nicht auch gerne so kuschelige Biberbettwä…
„BiberWAS!?“, unterbricht es mich entsetzt mit seiner wesensbedingten Furcht vor Großnagern, insbesondere vor größeren Großnagern.
„In sowas würde ich nicht mal ein Nickerchen machen. Da können die selbst drin schlafen – bevor ich mich da rein lege, mache ich den Winter lieber durch.“
Beunruhigt winke ich ab.