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Zeilen zur Krise LIV: Everything is Better with Creme

Auf meiner Werkbank liegen gelegentlich auch Kochrezepte, die ich nicht nach Kochbarkeit und Erfolgsaussichten untersuche, sondern nur auf Rechtschreibung prüfe. Dass ich mir das Zuzubereitende dabei vor Augen führe, hin und wieder auch eine Idee tatsächlich in der eigenen Küche ausprobiere, gehört dazu. Ich hoffe, das fällt nicht unter das Vertraulichkeitsgebot, das mir meine Kunden gelegentlich auferlegen.

Hin und wieder sitzt dann das Murmeltier neben meinem Bildschirm und spielt mit der Maus, von der es lange nicht begriffen hat, dass es sich dabei nicht um einen nacktschwänzigen Kleinnager, sondern um schnurlose Elektronik handelt. Und es findet meine Arbeit wahnsinnig langweilig. Heute aber ist es, eben erst für eine kurze Wachphase aus dem Winterschlaf hoch getorkelt, in depressiver Aussichtslosigkeit zusammengesunken, als es mit müden, murmelgroßen Augen auf meinem Bildschirm sah. Dort las es wie nebenbei in einem Kochbuch, das mir zum Lektorat vorlag, man könne bei Mousse au Chocolat die Sahne, den Zucker und auch fast alles andere weglassen – bis auf die Schokolade.

Die erschütternde Aussicht, überhaupt irgendwo die Sahne wegzulassen, wurde durch die Option, stattdessen Wasser, wenn auch Mineralwasser, unterzuheben, auf unangenehme Weise getoppt. Zunächst hatte das Murmeltier angenommen, es handle sich auch bei der Mousse um eine Maus, und wollte schon wieder über die leidigen Kleinnager ablästern. Als ich ihm aber auseinanderlegte, es gehe in dem Rezept um eine französische Süßspeise mit Schokolade, Zucker, Sahne – nur in diesem Fall halt ohne Zucker und Sahne. Mein pelziger Mitbewohner schien in ergebnislosem Nachdenken zu versinken.

„Aber es ist doch besser mit Sahne, oder?“, fragt es.
„Alles ist besser mit Sahne“, antworte ich verzagt.

Lange Pause. Die Idee einer Mousse au Chocolat ohne Sahne, ohne Zucker, ohne Liebe schlägt uns beiden ein wenig aufs Gemüt.
„Ist noch Bier da?“, fragt das Murmeltier schließlich deprimiert und obwohl ich diese Frage sonst grundsätzlich verneine, unabhängig von meinen Lagerbeständen, tröste ich es nun nickend und rufe ihm noch hinterher, es möge mir auch eines mitbringen, es möge sich beeilen und es möge heute nicht zu sparsam sein.

Nun ist das Bier alle. Und jetzt? Jetzt will das Murmeltier nicht zurück ins Bett. Es will wachbleiben bis zum Frühjahr – aus Angst, es könnte von Mousse au Chocolat träumen. Von Mousse au Chocolat aus Schokolade und Wasser.

Zeilen zur Krise LIII: Land unter

Bericht aus der Werkstatt mit Großnager I: Neues Jahr

Kurz notiert

Zum Mitnehmen

Manche meiner Kunden setzen zu viele Kommas – oder auch Kommata, das ist beides o.k. Daher habe ich immer welche übrig und gebe sie gerne kostenlos ab. Das ist eine Win-win-Situation für uns alle (übrigens nicht Win-Win-...).

Zum Vergleichen

Was kostet eigentlich ein Lektorat? Schwer zu sagen – die Forderungen variieren sehr stark. Meine Preise liegen aber eher im unteren mittleren Bereich des seriösen Spektrums. Und bedenken Sie: Bei den Kosten für eine hochwertige Publikation ist das Lektorat keine große Summe.

Zur Sicherheit

Wenn Sie unsicher sind, helfe ich gerne weiter. Nicht bei der Frage nach Tee oder Kaffee, aber z. B. bei der nach Dativ oder Genitiv. Kontaktieren Sie mich – ich kläre das und schicke Ihnen bei Bedarf eine kurze Expertise. Für meine Kunden gehört das zum Service.

Zum Lachen

Fehler als Lacher – mein Favorit ist hier immer noch (obwohl im Grunde eher zum Weinen): Ein Kundenmagazin, das die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie thematisiert, darin der Satz: „Der kleine Kevin wird jeden Morgen von 8 bis 12 Uhr bereut …“ Das arme Kind!
Auch sehr schön: der Nähstoff.
Und natürlich aus jüngerer Zeit: der Strandort – ach, da möchte man doch grad die Strandtasche packen und Richtung Meer flipfloppen.

Zum Feiern

Vermutlich werden in diesem Jahr besonders viele Besucher nach Faid strömen: Die einen, weil sie sich wie jedes Jahr auf die Kirmes freuen,

Kimres.

... die anderen, weil sie gespannt sind auf etwas völlig Neues, noch nie Dagewesenes. Allen sei ein schönes Fest gegönnt – und hoffentlich war das Banner nicht zu teuer.

Zum Schluss

Habe ich Sie neugierig gemacht? Probieren Sie es aus. Ihr nächster Flyer, die neue Ausgabe Ihres Newsletters – was auch immer. Lassen Sie mich einen Blick drauf werfen.