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Bericht aus der Werkstatt mit Großnager X: Chat GPT, neuer Versuch

Von dem Programm hatte ich mir mehr erhofft – oder befürchtet, wie man’s nimmt. Ich hatte Chat GPT beauftragt, mir eine Geschichte von einem Murmeltier und einem Lektor mit rund zweitausend Zeichen zu schreiben. Das Ergebnis war verheerend (siehe hier). Dabei hätte das Programm nur tun müssen, was es doch allenthalben tut:

das Netz abgrasen nach Vorlagen und Referenzen, quasi das Weltwissen zum Thema Lektor und Murmeltier. Und dann hätte es doch vermutlich ziemlich flott auf meiner Seite landen müssen, denn ich geh jetzt mal ganz forsch davon aus, dass meine Geschichten von Murmeltier und Lektor die einzigen sind, die sich in den Weiten des Netzes auftreiben lassen. Und die sind alle rund zweitausendvierhundert Zeichen lang – also die Tonlage war da, das Setting war da, die Vorlagen hatten die beinahe perfekte Länge, das Personal übersichtlich und comicartig skizziert, von überschaubarem psychologischen Tiefgang, charakterlich auch nicht sonderlich vielschichtig …

„Also ich finde schon, dass ich ziemlich vielschichtig und ein durchaus komplizierter Charakter bin“, sagt das Murmeltier.
„Klappe“, antworte ich, „ich muss gerade einen Gedanken zu Ende formulieren.“
„… weitgehend erwartbare Pointen …“, ergänzt das Murmeltier meine Liste.
„KLAPPE!, habe ich gesagt“, sage ich.

Da hätte Chatty GPT doch was draus machen können, das kann doch nicht so schwierig sein. Wieso schreibt es dann so einen Unsinn von einem Lektor, der vor seinem Verleger flieht, und von einer lebenslangen Freundschaft mit einem Großnager?
„Was ist verkehrt daran?“, fragt der Großnager.
Und dann diese Logikfehler, grammatikalischer Wildwuchs noch dazu – ein Lektor würde sich ins Schwert stürzen, bevor er sowas durchgehen lässt, eine Lektorin vermutlich genauso. Das Murmeltier hat zudem auch überhaupt gar keine Idee von Online-Publikationen und interessiert sich nicht die Bohne dafür. Es schlägt aber vor, Chatty erst mal einfachere Dinge schreiben zu lassen und die Vorgaben etwas konkreter zu fassen.
„Schreibe eine Einkaufsliste mit vier Zeichen“, fordert es meinen Rechner per Spracherkennung auf, „mit einem B, einem i, einem h und einem r. In dieser Reihenfolge.“
Brauchst du wirklich, schreibt die KI in weniger als drei Sekunden mit digitalem Tastengeklapper zurück, für einen einzigen Begriff eine Liste, du? Außerdem schreibt man Bier mit Dehnungs-e, nicht mit h.

Bericht aus der Werkstatt mit Großnager IX: ChatGPT

Bericht aus der Werkstatt mit Großnager XI: Das Talent

Kurz notiert

Zum Mitnehmen

Manche meiner Kunden setzen zu viele Kommas – oder auch Kommata, das ist beides o.k. Daher habe ich immer welche übrig und gebe sie gerne kostenlos ab. Das ist eine Win-win-Situation für uns alle (übrigens nicht Win-Win-...).

Zum Vergleichen

Was kostet eigentlich ein Lektorat? Schwer zu sagen – die Forderungen variieren sehr stark. Meine Preise liegen aber eher im unteren mittleren Bereich des seriösen Spektrums. Und bedenken Sie: Bei den Kosten für eine hochwertige Publikation ist das Lektorat keine große Summe.

Zur Sicherheit

Wenn Sie unsicher sind, helfe ich gerne weiter. Nicht bei der Frage nach Tee oder Kaffee, aber z. B. bei der nach Dativ oder Genitiv. Kontaktieren Sie mich – ich kläre das und schicke Ihnen bei Bedarf eine kurze Expertise. Für meine Kunden gehört das zum Service.

Zum Lachen

Fehler als Lacher – mein Favorit ist hier immer noch (obwohl im Grunde eher zum Weinen): Ein Kundenmagazin, das die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie thematisiert, darin der Satz: „Der kleine Kevin wird jeden Morgen von 8 bis 12 Uhr bereut …“ Das arme Kind!
Auch sehr schön: der Nähstoff.
Und natürlich aus jüngerer Zeit: der Strandort – ach, da möchte man doch grad die Strandtasche packen und Richtung Meer flipfloppen.

Zum Feiern

Vermutlich werden in diesem Jahr besonders viele Besucher nach Faid strömen: Die einen, weil sie sich wie jedes Jahr auf die Kirmes freuen,

Kimres.

... die anderen, weil sie gespannt sind auf etwas völlig Neues, noch nie Dagewesenes. Allen sei ein schönes Fest gegönnt – und hoffentlich war das Banner nicht zu teuer.

Zum Schluss

Habe ich Sie neugierig gemacht? Probieren Sie es aus. Ihr nächster Flyer, die neue Ausgabe Ihres Newsletters – was auch immer. Lassen Sie mich einen Blick drauf werfen.