Der Rückweg von Bonn mit dem Rad ist beschwerlich, es geht zwanzig Kilometer rheinaufwärts und das Murmeltier hat nur drei Gänge. Vielleicht ist dann doch mal ein etwas sportlicheres Fahrrad fällig, obwohl das Hauptproblem seine kurzen Beine sind. Aber das darf man nicht sagen, es kann dann sehr unleidlich reagieren.
Nach kurzem Biergartenbesuch winkt uns auf halbem Wege in Bad Honnef am Anleger ein Pappaufsteller aus den Siebziger Jahren, der „Schiffahrten nach allen Richtungen“ bewirbt – Schiffahrt noch mit zwei f, wie gesagt, Siebziger. Und mit der nur halbwegs passenden Präposition nach. Ansonsten ist der uniformierte Pappkamerad eher jener Art Blech-Polizist nachempfunden, der auf eine geänderte Vorfahrt oder eine Grundschule hinweist, soll aber wohl den Steuermann der hier anlegenden Rheinflotte darstellen.
„Alle Richtungen? – Ha, das wollen wir doch mal sehen!“, grummelt das Murmeltier und hält auch schon neben dem Kapitän des annoncierten Bootes, der auf Kundschaft wartend am Ponton steht. „Ahoi, Käptn, mein Käptn“, grüßt es freundlich grinsend. „Dreimal Bruchhausen, bitte!“, denn Juliane ist mit von der Partie.
„Bruchhausen?“, fragt der Käptn leutselig zurück. „Oben auf dem Berg bei Unkel? – Nehmt Platz, gerne neben dem Grammophon da vorne. Wir legen gleich ab.“
Ich weiß nicht, was das werden soll, aber die Beine sind müde und voller Bier, also schieben wir die Räder an Bord und fläzen uns erwartungsvoll in die angewiesenen Liegestühle neben einer Antiquität von einem Grammophon mit riesigem Trichter, das mit seinem ph orthografisch zu der Schiffahrt passt. Und sind eingeschlafen, noch bevor der Kahn ablegt.
Als ich wieder aufwache, zieht schon großes Mienenspiel über die Gesichtszüge des Murmeltiers: Erstaunen, ja Ungläubigkeit wechselt mit Erleichterung und Genugtuung – der Käptn hat das Boot soeben längsseits unserer Garage am Haanhof mit kaum spürbarem Ruck festgemacht, lässt die Rampe runter und lädt uns zum Aussteigen ein. Fährgeld will er keines, es sei ihm ein Vergnügen gewesen.
„Na sowas“, murmelt das Murmeltier anerkennend und schiebt sein Kinderrad von Bord. Als Juliane und ich auch an Land sind, klappt der Käptn die Rampe wieder ein, winkt noch einen Gruß von der Reling herunter und manövriert das Schiff dann sorgfältig vom Hof. Im Wenden schwenkt kurz der Bug an uns vorbei, und da wird mir einiges klarer – in goldenen Lettern prangt dort der Name des Bootes: Fitzcarraldo.
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