Seit einiger Zeit macht unser Dachboden Geräusche. Schritte. Trippelschritte, genauer gesagt, und eine Art Scharren. Das alles klingt nach sehr kleinen Krallen, nach Gehusche, Unstetigkeit und notorisch schlechtem Gewissen. Ich halte es für möglich, dass dort Siebenschläfer eingezogen sind.
Ich würde ja gerne das Murmeltier um seine Expertise bitten, was es von dem Getrappel da oben hält, ob es diese Schrittfolgen kennt, vielleicht gibt es ja noch irgendeine frühevolutionär verwandtschaftliche Verbindung zu den mutmaßlichen neuen Mitbewohnern. Aber mein Achtschläfer ratzt seit Wochen unansprechbar vor sich hin.
Lass es an einem Albtraum liegen, an plötzlichem Frühlingseinbruch – die ersten Knospen knospen schon übermütig ins Freie –, oder es hat sich eine evolutionäre Synapse in seinem Großnagerhirn gemeldet oder ganz einfach nur Kohldampf: Das Murmeltier ist auf alle Fälle aufgewacht und lauscht skeptisch desinteressiert Richtung Decke, auf deren anderer Seite der Speicher sein trippeliges Geheimnis birgt.
„Was meinst du“, frage ich das aufgeweckte Tier, „sind das Siebenschläfer?“
„Nee“, antwortet es indigniert, aber verschlafen. „Die sind nicht doof, die schlafen um diese Zeit. – Das sind“, fährt es nach einigen Momenten konzentrierten Lauschens fort, „ganz profane Mäuse.“
„Kleinnager?“, frage ich.
„Kleinstnager!“, bestätigt es, ohne jedes Bemühen, seine Geringschätzung zu kaschieren.
„Da helfen nur Fallen“, denke ich laut, „Mausefallen!“, stehe auf, um sofort Maßnahmen in die Wege zu leiten. Aus den Augenwinkeln nimmt das Murmeltier wahr, wie ich die teure Schokocreme großzügig auf den sensiblen Bereich der Mausefallen kleckse, die ich noch originalverpackt in einer abgelegenen Ecke unter der Spüle gefunden habe.
„Nimmst du die gute Schokocreme für die Viecher!?“, fragt es mit protestierendem Unterton. Irgendein Unterton schwingt immer mit, wenn das Murmeltier mein Tun und Lassen kommentiert.
Wenig später wird das Trippeln über mir irgendwie schwerer. Auch meine ich ein unterdrücktes Aufjaulen und einen hässlich Fluch zu hören. Ich bin zu faul, um nachzusehen, und schicke stattdessen das Murmeltier: „Willst du nicht mal schauen, was da los ist?“
„Was sagst du?“, fragt es, eben die Treppe runterkommend, Nutella in den Barthaaren. Es wedelt eine offensichtlich schmerzende Pfote und pustet wehleidig über eine unsichtbare Verletzung.
„Hast du mal ein Pflaster für mich?“