Ob all die Restriktionen, Wirtschaftsbeschränkungen, Kontaktsperren, Ladenschließungen mit all ihren vermutlich drastischen Folgen – mal seriös in Erwägung gezogen, mal als unausweichliche, absehbare Katastrophe mit breiten Pinselstrichen an die Wand geklatscht – das richtige Mittel sind, dem Virus zu begegnen? Natürlich gibt es darüber heftige Diskussionen. Und die Schließungen gehen ja schon wirklich ans Eingemachte.
Juliane muss zum Beispiel unbedingt zum Friseur. Aber wann machen die wieder auf? Sie gibt ihre Frage in die Suchmaschine: Wann … und die Suchmaschine ergänzt sofort eigenmächtig auf dem ersten Platz: … machen Friseure wieder auf. So weit dieser Gradmesser von Google dokumentierten, deutschsprachigen Befindens.
Je weniger belastbare Erfahrungen vorliegen, umso erregter wird über das Vielleicht, das Wahrscheinlich und das Gewiss debattiert. Wenn sich viele Expertinnen und Experten mit der Politik in stunden- und tagelangen Verhandlungen, nach dem Abwägen einer Vielzahl von Aspekten zu dem einen oder anderen Schritt durchringen, kommt fünf Minuten nach der Verlautbarung der Einwand, warum gerade dieser Schritt Blödsinn ist, dies und das und jenes nicht berücksichtigt worden sei und man überhaupt ganz anders an die Sache usw.
Nach allem Ermessen nimmt die Pandemie in allen vergleichbaren Ländern bei vergleichbaren Maßnahmen zu ihrer Einschränkung einen vergleichbaren Verlauf – hier heftiger, dort etwas milder, ohne deshalb an Bedrohlichkeit zu verlieren. Signifikant anders scheint es in Südkorea zu funktionieren, die einzige Gesellschaft, die sich mir als Vergleichsgröße anbietet – hier wurde die Verbreitung des Corona-Virus bei in weiten Teilen normalem Wirtschaftsgeschehen und nur wenig beeinträchtigtem Alltag der Menschen deutlich eingeschränkt.
Das Mittel hier: die erhebliche Beschneidung des Persönlichkeitsrechtes, zum Beispiel auf informationelle Selbstbestimmung. Der Staat hat weitreichenden Zugriff auf Bewegungsdaten von Kredit- und Telekommunikationsunternehmen. Das ist ein hoher Preis. Ob man den zu zahlen bereit ist, jede und jeder Einzelne und die Gesellschaft insgesamt? Ein Mehr an Bewegungsfreiheit gegen digitale Vollerfassung? Schwer zu ermessen, sehr schwer. Wenn ich wieder in die Kneipe kann, das merke ich – ob die digitale Ausspäherei später wieder abgestellt wird, das merke ich vermutlich eher nicht.
In ein paar Jahren sind wir klüger. Vielleicht.
as merke ich – ob die digitale Ausspäherei wieder abgestellt ist, das merke ich nicht.
In ein paar Jahren sind wir klüger. Vielleicht.