Von Haus aus bin ich ja eher Digitalmuffel, Analogue Native gewissermaßen. Fakebook habe ich ausgelassen, wie sicher schon weiter oben deutlich wurde. Auf Twitter bin ich niemandes Follower und von Instagram wusste ich bislang nur, dass es nicht mit zwei m geschrieben wird. Aber da war ich mir schon nicht sicher und ich musste es nachschlagen.
Ich hielt nachfolgende Generationen für gefährdet, die Soziale Medien unangemessen für sozial halten. Das Murmeltier ist da übrigens der gleichen Meinung, hält andererseits aber auch mich für gefährdet, weil ich zu wenig schlafe und nachlässig grüße. Dabei schlafe ich so viel wie sonst nur im Urlaub.
Aber jetzt verfolge ich plötzlich diese oder jene Bilderstrecke auf Instagram, finde Dinge im Netz – und habe das Gefühl, dass ich aus diffuser Technikkritik und Kulturpessimismus doch das eine oder andere verpasst habe bisher. Auf YouTube das Tanz-Ensemble der Pariser Oper, jeder für sich allein beim Spitzentanz zu Hause, und alle zusammen – zum Niederknien. Das Marathonkonzert vor ein paar Tagen. All die Kreativen in ihren Wohnzimmern und ohne Friseur. Der Hipster, der in seiner Badewanne steht und sich noch vor dem ersten Kaffee verschlafen an der Duschvorhangstange festhält – auf dem Weg ins Homeoffice. Das ist schon wirklich komisch. Eine Reihe selbst designter Atemschutzmasken auf Instagram, das könnte glatt ein Must-have werden – gut, das ist jetzt missverständlich. Was ich meine, ist nicht, dass es zu einer Atemschutzmaskentragepflicht kommen muss, was ich tatsächlich lästig fände, weil ich bequem und auch ziemlich eitel bin (das Murmeltier fragt: „Eitel? Du? Merkt man gar nicht …“), sondern ein Must-have im Sinne von will ich auch haben und zwar jetzt sofort.
Der Text bis hierhin ist schon etwas älter. Mir wird etwas dazwischen gekommen sein. Man merkt es daran, dass die Atemschutzmaskentragepflicht dann doch gekommen ist. Ab heute. Das Ordnungsamt kontrolliert das. Auch in den Parks und hier in Bonn insbesondere in den Rheinauen, denn da ist am Abend auf der anderen Rheinseite (der falschen, wie sie hier sagen – und dort sagen sie das selbstverständlich auch, aber von der anderen Seite, also unserer) die Abendsonne so besonders einladend. Und also ist es sehr voll, mit Bonnerinnen und Bonnern von beiden Seiten des Rheins, denn drüben – also hier bei uns – ist schon seit einer Stunde dunkel. Die Wiesen sind voll, die Wege sind voll, der Strand ist voll. Alle brav in höchstens Zweiergruppen, wie es sich gehört und Vorschrift ist. Die Nutrias stromern sogar weitgehend allein am Ufer herum, unhöflich verweigern sie jeden Gruß.
Nur eine Gruppe schlendert unbeeindruckt in Viererreihe daher, fast Schulter an Schulter: die Männer vom Ordnungsamt.