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Zeilen zur Krise XXIV,V: Vulkaneifel

Wochenend’ und Sonnenschein – und dann mit dir zu Haus allein. Und zwar schon seit fast sechs Wochen. Heute aber mit dem Fahrrad raus in die Sonne, nächste Woche soll es regnen.

Juliane und ich sind früh aufgebrochen. Zum einen um auf den Radwegen nicht Kolonne fahren zu müssen, zum anderen weil das Murmeltier meist bis mittags schläft und wir unbedingt alleine raus und jede Diskussion vermeiden wollten. Es fährt immer so wahnsinnig langsam und steigt bei jedem kleinen Hügel ab, das nervt total. Und ich weigere mich entschieden, den alten Kinderanhänger an mein hippes neues Rennrad zu montieren! Immerhin wollten wir bis Mayen in der Eifel. Vulkaneifel, genauer gesagt. Das geht schon ein paar Meter in die Höhe. Und dann womöglich noch meckern, dass die Alpen aber doch was anderes sind und die Eifel was für Flachländer. Das muss ich mir nicht schon wieder anhören. Hätte es halt in den Alpen bleiben sollen. In der Eifel sind es die Leute zudem auch nicht so gewohnt, ständig gegrüßt zu werden oder gar zurück zu grüßen.

Bis Remagen aber am Rhein entlang – natürlich hatten mal wieder fast alle die gleiche Idee: Lass uns mal früh aufbrechen, damit wir auf den Radwegen nicht Kolonne fahren müssen. Wir sind bis Remagen Kolonne gefahren. Dann aber hoch in die Eifel. Da traut sich kein Pedelec rauf und es wird schlagartig ruhiger. Bis vor einigen Jahren, also bis etwa Mitte März, bestand der Nachteil an den Eifeltouren ja darin, dass man dort kaum einkehren konnte – was an dörflicher Gastronomie noch existiert, steckt meist bis zum Tellerrand in den Siebzigerjahren, mit draußen nur Kännchen, Cappuccino mit Sahne und das Schnitzel Max und Moritz nur für Kinder bis zwölf. Die netten Ausflugslokale, Biergärten und Eisdielen tummeln sich an Rhein und Ahr, weiter oben ist Ebbe.

Dieser Nachteil besteht in dem Sinne zurzeit nicht mehr – das Eifeler Hinterland hat in Sachen touristischer Charme gegenüber den überlaufenen Uferlagen also aufgeholt: Auch an den Flussufern, die die Sonntagsradler so schätzen, sind die Lokale jetzt reihenweise geschlossen und man bekommt sein Eis erst, wenn man von Bonn Süd bis Remagen in der Schlange gestanden hat und dann zum Verzehr zurückgeht bis Bonn Süd.

In Mayen angekommen, stellen wir fest: Auch in der Provinz werden öffentliche Sitzgelegenheiten noch immer für potenzielle Infektionsherde gehalten und sind demgemäß gesperrt.
Zurück mit dem Zug. Die Vulkaneifel war doch heftig. Aber abgestiegen sind wir nicht.

Zeilen zur Krise XXIV: Must-have

Zeilen zur Krise XXV: Maßvoll

 

Neuester Werkstattbericht

  • Sonntagsfrühstück mit Brötchen: Julianes Körnerbrötchen, Croissants, Laugenstangen und für mich ein normales, weißes Rundstück. Die sind alle ziemlich teuer geworden in den letzten Jahren, zwanzig Pfennige haben die mal gekostet. Das Murmeltier bestellt Mohnbrötchen. Gut, soll es haben.

    Morgen dagegen bleiben alle zu Hause – es hat wenig Sinn, den Weg wohin auch immer anzutreten. Man weiß nicht, wie weit man kommt: Die B42 unten ist sicher noch gesperrt wegen Hochwasser, die Fähre fährt auch nicht. Die Bahn bietet keine Alternative, denn man weiß nicht, ob sie fährt: Es sind Streiks angekündigt, und zwar so richtige. Und wenn sie doch fährt, bleibt sie vermutlich zwei Stationen weiter stehen, sei es wegen Hochwasser – siehe oben –, wegen Betriebsablauf, Personalmangel oder Personen im Gleis. Und dann sind da ja noch die Bauern und Bäuerinnen, die heute noch einmal günstig volltanken und sich dann mit ihren Trekkern vom Acker machen, nach Berlin trekkern, nach Bonn oder zumindest bis zur nächsten Kreuzung. Sich ihr Land zurückholen. Mit dem Trekker nach Berlin – da rechnet es sich schon, wenn man vor der Subventionskürzung tankt. Kann es sein, dass da – mehr als bei einer Fahrraddemo ­– auch Allmachtsphantasien eine Rolle spielen, wenn man mit dem 1000-PS-Bulldog die Sesselfurzer aus Brüssel und Berlin mal so richtig ausbremsen kann, die noch nie mit Gummistiefeln auf dem Feld gestanden haben?

    Das Murmeltier kramt unentschlossen im Brötchenkorb rum, meckert, weil sein Kakao wässrig schmeckt. Tatsächlich habe ich die stark fettreduzierte, etwas billigere Milch genommen. Auch die Molkereiprodukte haben kräftig angezogen im Preis. Der Käse ist wieder, wie zu Studizeiten, mittelalter Gouda, denn der Greyerzer ist nicht mehr zu bezahlen. Mit Zehn-Prozent-Teuerung hält sich hier niemand auf. Um das Rechnen zu erleichtern, geht man direkt in Euro-Schritten nach oben. Wie man liest, haben die Landwirtinnen und -wirte in den letzten Jahren keine schlechten Gewinne gemacht.

    Das Murmeltier hat sein Mohnbrötchen aufgegessen, ob es nicht noch eines gäbe.
    „Nein“, sage ich. „Mohnbrötchen sind noch mal besonders teuer geworden. – Weißt du eigentlich, woher der  Mohn kommt?“, frage ich dann, denn das Tier soll ja auch etwas lernen.
    „Selbstverständlich“, erwidert es und nimmt mit meinem Croissant vorlieb, „weiß doch jedes Kind: Das sind die Eier von der Mohnschnecke.“

    Wie es so weit kommen konnte, wie der Großnager in die Werkstatt kam, über die Fleischereifachverkäuferin, das Känguru und die Maskenpflicht – verfolgen Sie meinen Blog am besten von vorne oder ab hier

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