Wochenend’ und Sonnenschein – und dann mit dir zu Haus allein. Und zwar schon seit fast sechs Wochen. Heute aber mit dem Fahrrad raus in die Sonne, nächste Woche soll es regnen.
Juliane und ich sind früh aufgebrochen. Zum einen um auf den Radwegen nicht Kolonne fahren zu müssen, zum anderen weil das Murmeltier meist bis mittags schläft und wir unbedingt alleine raus und jede Diskussion vermeiden wollten. Es fährt immer so wahnsinnig langsam und steigt bei jedem kleinen Hügel ab, das nervt total. Und ich weigere mich entschieden, den alten Kinderanhänger an mein hippes neues Rennrad zu montieren! Immerhin wollten wir bis Mayen in der Eifel. Vulkaneifel, genauer gesagt. Das geht schon ein paar Meter in die Höhe. Und dann womöglich noch meckern, dass die Alpen aber doch was anderes sind und die Eifel was für Flachländer. Das muss ich mir nicht schon wieder anhören. Hätte es halt in den Alpen bleiben sollen. In der Eifel sind es die Leute zudem auch nicht so gewohnt, ständig gegrüßt zu werden oder gar zurück zu grüßen.
Bis Remagen aber am Rhein entlang – natürlich hatten mal wieder fast alle die gleiche Idee: Lass uns mal früh aufbrechen, damit wir auf den Radwegen nicht Kolonne fahren müssen. Wir sind bis Remagen Kolonne gefahren. Dann aber hoch in die Eifel. Da traut sich kein Pedelec rauf und es wird schlagartig ruhiger. Bis vor einigen Jahren, also bis etwa Mitte März, bestand der Nachteil an den Eifeltouren ja darin, dass man dort kaum einkehren konnte – was an dörflicher Gastronomie noch existiert, steckt meist bis zum Tellerrand in den Siebzigerjahren, mit draußen nur Kännchen, Cappuccino mit Sahne und das Schnitzel Max und Moritz nur für Kinder bis zwölf. Die netten Ausflugslokale, Biergärten und Eisdielen tummeln sich an Rhein und Ahr, weiter oben ist Ebbe.
Dieser Nachteil besteht in dem Sinne zurzeit nicht mehr – das Eifeler Hinterland hat in Sachen touristischer Charme gegenüber den überlaufenen Uferlagen also aufgeholt: Auch an den Flussufern, die die Sonntagsradler so schätzen, sind die Lokale jetzt reihenweise geschlossen und man bekommt sein Eis erst, wenn man von Bonn Süd bis Remagen in der Schlange gestanden hat und dann zum Verzehr zurückgeht bis Bonn Süd.
In Mayen angekommen, stellen wir fest: Auch in der Provinz werden öffentliche Sitzgelegenheiten noch immer für potenzielle Infektionsherde gehalten und sind demgemäß gesperrt.
Zurück mit dem Zug. Die Vulkaneifel war doch heftig. Aber abgestiegen sind wir nicht.
Zeilen zur Krise XXIV: Must-have