Sperrmüll im Viertel. Wieder so ein ganz offensichtlicher Indikator dafür, dass mit den Zeiten etwas nicht stimmt – viele Menschen haben viel Zeit. Zeit für die Familie, Zeit für Sport, für den Park und idealerweise Zeit für Sport mit der Familie im Park.
Dann liest man endlich mal den Mann ohne Eigenschaften oder kämpft sich noch einmal durch alle Harry Potters, vielleicht sogar mal auf Englisch. Aber wenn man damit durch ist, bleibt immer noch ganz viel Zeit übrig.
Und dann ist der Keller dran. Dann kommen die Inliner aus den 90ern zum Vorschein, das war mir schon vor Wochen aufgefallen, was da alles wieder übergewichtig über die Parkwege rollert. Gut, dass die gebrochenen Schultern und aufgeschürften Ellbogen keine Intensivbetten in der Klinik belegen. Und dann tauchen auch die Bücherkisten vom letzten Umzug auf – die sich dann direkt unausgepackt vor den öffentlichen Bücherschränken stapeln. Die Chance, dort den Mann ohne Eigenschaften zu finden, ist gering. Wer den im Regal hat, der gibt es nicht leichthin auf, ihn irgendwann doch noch zu lesen! Was sich noch im Keller findet, hinter den Bücherkisten und Inlinern, gut versteckt und erstaunlicherweise auch gut in Schuss: Papas Mofa! Oder wie sonst ist zu erklären, dass auf einmal so viele Jugendliche mit einem Uraltmofa von Puch, Zündapp oder Hercules rumstänkern? Gefährte, die seit Jahrzehnten fast ganz aus dem Stadtbild verschwunden waren, höchstens noch von alten Männern auf dem Weg zum Schrebergarten oder zum Flaschensammeln verwendet. Kriegt man dieses Zweitaktgemisch, das man sich früher an einer Art einarmigem Banditen selbst mischen musste, eigentlich noch an der Tankstelle?
Das letzte Mal gab’s solche Sperrmüllberge vor sieben Jahren, als die verschiedenen Bonner Rheinzuläufe aus der Eifel sich widerstandlos einem Sturzregen ergaben und daraufhin dem ganzen Bonner Süden das Wasser knietief in den Kellern stand.
Am Straßenrand auch ein Hamsterkäfig. Mit Laufrad. Das interessiert das Murmeltier.
„Das ist für Kleinnager!“, sage ich, „und du hast ziemlich zugelegt in letzter Zeit!“
„Passt!“, sagt der Großnager und zwängt sich in das Hamsterrad. Weil es sich darin aber nicht bewegen kann, drehe ich das Rad von Hand. Ziemlich schnell. Das bereue ich erst in dem Moment, als das Tier mir vor die Füße kotzt. Es ist danach grußlos in seine Kaule getorkelt.