Mal wieder in der Stadt gewesen. Mal sehen, ob die Cafés wirklich wieder geöffnet haben. Haben sie – aber es ist noch nicht so richtig caféhauskuschelig drin. Ich nehme lieber noch einmal den Kaffee zum Mitnehmen, und zwar beim Rollercafé, denn die haben To-go-Becher zum Kompostieren.
Die werfe ich dann zu Hause in die Biotonne und selbstverständlich nicht in einen beliebigen städtischen Abfalleimer, der in die nächste Verbrennungsanlage entleert oder bei Sumatra über Bord geworfen wird. Dann kann man sich das mit dem kompostierbaren Becher sparen. Auch wenn die Umwelt derzeit ganz gut punktet und sich vielleicht sogar für fünf Minuten erholt – die Müllberge, die der Restaurantbesuch zu Hause verursacht, die tun doch weh. Die Grillplatte von meinem Libanesen, kein bisschen vegan und sehr lecker. Bis auf den Berg von Alu und Plastik. Das Murmeltier mag Kompostbecher auch lieber. Den letzten hat es ruckzuck aufgefressen, während es die Verbundstoffpappe aus dem Gelben Sack glattweg verweigert. Zu viele verschiedene Schichten.
Vor dem Café, auf dem Hinweg glücklicherweise, also noch ohne Kaffee in der Hand, hat mich ein junger Mann angerempelt. Vermutlich erzählt er, dass er vor dem Café von einem alten Mann angerempelt wurde. Kann auch sein, was mich aber echt stört, ist das mit dem alten Mann. Können wir uns vielleicht bitte auf älteren Mann verständigen?! Danke. Auch wenn älterer natürlich älter ist als alt – wie soll ich das jetzt erklären? Ich bin halt Lektor und ein bisschen kleinkrämerisch mit Wörtern.
Worauf ich hinaus wollte: Wir sind ein wenig zusammengestoßen, Schulter an Schulter, mehr nicht. Haben uns entschuldigt und sind unserer Wege gegangen, das heißt jeder seiner Wege. Aber dieser Moment, das fühlte sich so – ja, ungewohnt an. Nicht schlecht, nur halt wie etwas, was man sehr lange nicht erlebt hat, außerhalb der eigenen vier Wände. Körperkontakt, zufällig, ungewollt, nur dieses kurze, verunglückte Aneinandervorbei auf engem Raum. Ein Gefühl aus einer fernen Zeit.
„So schlimm?“, fragt das Murmeltier mit einer Anteilnahme, die mir zunächst aufrichtig erscheint, sich aber gleich als niederträchtiges Mobbing herausstellt.
„Das verstehe ich gut“, nuschelt es und rückt mir gleich ungefragt dermaßen auf die Pelle, dass nicht mal meinen Nackenhaaren genug Platz bleibt, sich zu sträuben.