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Zeilen zur Krise XXXVI: 1,5 Meter

Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Zunächst die gute: Es kehrt wieder so etwas wie Normalität ein. Und dann die schlechte: Es kehrt wieder so etwas wie Normalität ein. Wir gehen fast wieder in die Läden – nicht zum Shoppen, nein, so einladend ist das nun doch noch nicht.

Aber das Notwendigste kann man wieder überall besorgen und man muss nicht mehr improvisieren. Wir gehen wieder ins Café und tragen brav Namen, Adresse und Tischnummer in eine Liste ein, zur Nachverfolgung – ein grässliches Wort. Wenn ich jetzt meine Mütze liegen lasse, kann man sie mir nach Hause bringen. Ich lasse viel in Cafés liegen – aber heute natürlich nicht. Ist auch viel zu warm für Mütze. Dabei wäre es so praktisch gewesen.
Und zum Optiker musste ich dringend. Nicht gerne. Mein Optiker trägt seine Atemschutzmaske als Modell Bartbinde, obwohl er immer auf diese Altherrenart glattrasiert ist, dass die Haut permanent etwas gereizt und durchscheinend wirkt. Vielleicht sollte er auch das Rasierwasser wechseln, ein etwas milderes nehmen. Wenn er mir ganz nahe kommen muss, um das neue Gestell zu justieren, die Sehachse zu markieren und dergleichen, dann zieht er seine Maske hoch, bis sie zumindest mal Modell Laschet entspricht (vgl. hier). Das beruhigt mich nur ein bisschen, aber ich wollte nicht mehr länger auf die neue Brille warten. Wie fast alle Ladeninhaber hat er den Hinweis an der Tür stehen, man möge 1,5 Meter Abstand einhalten. Und wie fast alle Ladeninhaber schreibt er „1,5m“ falsch – nämlich ohne Leerstelle zwischen Zahl und Größe. Das gehört seit einigen Wochen zu den meist wiederholten Schreibfehlern, und zu den meist ignorierten. Vermutlich auch zu den meist unbedeutenden. Ich wollte es nur mal erwähnt haben – Sie sollen ja was lernen. Und immerhin bin ich immer noch Lektor.

Seit einer Woche haben die Friseure wieder offen. Alle natürlich auch mit Liste zum Eintragen, wie gesagt, wegen der Nachverfolgung. Das habe ich auch meinem Nachbarn gesagt, dem mit dem Känguru. Er beteuert unglaubhaft, er sei schon in Behandlung gewesen, habe sich aber nur die Spitzen schneiden lassen. Nach neun Wochen. Die Spitzen. Nun gut. Es gab eine Zeit, da haben wir uns erst nach neun Jahren die Spitzen etwas schneiden lassen. Die restlichen 1,5 Meter sind geblieben.
„Und? Hat es uns geschadet?“, frage ich meinen Nachbarn kumpelhaft.
„Kann man noch nicht sagen …“, sagt das Murmeltier.
„Nein“, ergänzt das Känguru. „Man weiß es noch nicht.“
„Die einen sagen so, die anderen so ...“, konkretisiert mein Nachbar.

Zeilen zur Krise XXXV: Körperkontakt

Zeilen zur Krise XXXVII: Undercut


 

Kurz notiert

Zum Mitnehmen

Manche meiner Kunden setzen zu viele Kommas – oder auch Kommata, das ist beides o.k. Daher habe ich immer welche übrig und gebe sie gerne kostenlos ab. Das ist eine Win-win-Situation für uns alle (übrigens nicht Win-Win-...).

Zum Vergleichen

Was kostet eigentlich ein Lektorat? Schwer zu sagen – die Forderungen variieren sehr stark. Meine Preise liegen aber eher im unteren mittleren Bereich des seriösen Spektrums. Und bedenken Sie: Bei den Kosten für eine hochwertige Publikation ist das Lektorat keine große Summe.

Zur Sicherheit

Wenn Sie unsicher sind, helfe ich gerne weiter. Nicht bei der Frage nach Tee oder Kaffee, aber z. B. bei der nach Dativ oder Genitiv. Kontaktieren Sie mich – ich kläre das und schicke Ihnen bei Bedarf eine kurze Expertise. Für meine Kunden gehört das zum Service.

Zum Lachen

Fehler als Lacher – mein Favorit ist hier immer noch (obwohl im Grunde eher zum Weinen): Ein Kundenmagazin, das die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie thematisiert, darin der Satz: „Der kleine Kevin wird jeden Morgen von 8 bis 12 Uhr bereut …“ Das arme Kind!
Auch sehr schön: der Nähstoff.
Und natürlich aus jüngerer Zeit: der Strandort – ach, da möchte man doch grad die Strandtasche packen und Richtung Meer flipfloppen.

Zum Feiern

Vermutlich werden in diesem Jahr besonders viele Besucher nach Faid strömen: Die einen, weil sie sich wie jedes Jahr auf die Kirmes freuen,

Kimres.

... die anderen, weil sie gespannt sind auf etwas völlig Neues, noch nie Dagewesenes. Allen sei ein schönes Fest gegönnt – und hoffentlich war das Banner nicht zu teuer.

Zum Schluss

Habe ich Sie neugierig gemacht? Probieren Sie es aus. Ihr nächster Flyer, die neue Ausgabe Ihres Newsletters – was auch immer. Lassen Sie mich einen Blick drauf werfen.