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Zeilen zur Krise XXXVII: Undercut

Am nächsten Tag bin ich dann selbst zum Friseur gegangen. Juliane findet, dass inzwischen fast alle wieder manierlich aussehen, und bei dem fast hat sie mich so komisch angesehen. Mein Friseur will mir einen Undercut schmackhaft machen.

Eben sind eine Horde Jungs bei ihm rausgekommen: elf Undercuts zum Preis von zehn. Einer ist noch übrig – das Angebot gilt für zwölf Schnitte. Den könnte ich haben, sagt mein Friseur. Umsonst.
Ich merke dann doch, dass er sich über mich lustig macht – wenn ich einen Undercut kriege, dann bleibt nichts mehr übrig! Das heißt dann Glatze. Ich lehne also dankend ab.
Mein Friseur hat Humor. Ich im Grunde auch, aber wenn es um meine verbliebenen Haare geht, verstehe ich keinen Spaß. Beim letzten Mal hat er mir nach dem Schnitt, als ich noch entsetzt auf die Berge an grauen Haaren unter meinem Stuhl starrte, in einem Spiegel von hinten schräg oben das Ergebnis seiner Arbeit zur Begutachtung präsentiert, mit der Frage, ob das so in Ordnung sei.
„Nein!“, sagte ich. „Das ist absolut nicht in Ordnung!“ Denn ich hatte die Lichtung, die sich da auftat, bis dahin ziemlich erfolgreich verdrängt. Und heute gehen mir die Aussichten auf einen Maskensommer schon derart auf die Nerven, da kann ich keine weitere Krise brauchen. Ich wusste ja nicht, wie sehr mir das Lächeln der Leute fehlen würde. Sogar an der Metzgertheke. Ich weiß, dass die Fleischereifachverkäuferindort nie lächelt, aber ich denke mir, vielleicht lächelt sie ja jetzt gerade und ich sehe es nicht. Und das deprimiert mich.

Mein Friseur lächelt. Man sieht es bei ihm daran, dass die Ohren etwas nach hinten rutschen. Vielleicht dürfe er ja meinem kleinen Begleiter hier den Gratis-Undercut ins Fell fräsen? Ich habe das Murmeltier nicht gebeten, mich zum Friseur zu begleiten. Vielleicht hätte ich das tun sollen, denn es folgt meinen Bitten nur selten.
„Aber auf gar keinen Fall!“, sagt das Murmeltier heftig abwehrend. Es will ums Verrecken keinen Undercut. Es sei nur mitgekommen, um sich einen Berg Haare für seine Schlafkaule mitzunehmen.
Aber so einen netten Topfschnitt rundum? Schließlich hat es noch immer sein Winterfell, von dem es zwar büschelweise in der Wohnung verliert, das aber hörbar nach einer Schere schreit.
„Nein!“, schreit das Murmeltier. Und fügt trotzig und in Fettdruck hinzu:
„Undercut geht gar nicht. Ich! Habe! Segelohren!“, schlägt die Ladentür zu und wackelt beleidigt nach Hause.

Zeilen zur Krise XXXVI: 1,5 Meter

Zeilen zur Krise XXXVIII: Im Radio spielen sie Cohen

Kurz notiert

Zum Mitnehmen

Manche meiner Kunden setzen zu viele Kommas – oder auch Kommata, das ist beides o.k. Daher habe ich immer welche übrig und gebe sie gerne kostenlos ab. Das ist eine Win-win-Situation für uns alle (übrigens nicht Win-Win-...).

Zum Vergleichen

Was kostet eigentlich ein Lektorat? Schwer zu sagen – die Forderungen variieren sehr stark. Meine Preise liegen aber eher im unteren mittleren Bereich des seriösen Spektrums. Und bedenken Sie: Bei den Kosten für eine hochwertige Publikation ist das Lektorat keine große Summe.

Zur Sicherheit

Wenn Sie unsicher sind, helfe ich gerne weiter. Nicht bei der Frage nach Tee oder Kaffee, aber z. B. bei der nach Dativ oder Genitiv. Kontaktieren Sie mich – ich kläre das und schicke Ihnen bei Bedarf eine kurze Expertise. Für meine Kunden gehört das zum Service.

Zum Lachen

Fehler als Lacher – mein Favorit ist hier immer noch (obwohl im Grunde eher zum Weinen): Ein Kundenmagazin, das die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie thematisiert, darin der Satz: „Der kleine Kevin wird jeden Morgen von 8 bis 12 Uhr bereut …“ Das arme Kind!
Auch sehr schön: der Nähstoff.
Und natürlich aus jüngerer Zeit: der Strandort – ach, da möchte man doch grad die Strandtasche packen und Richtung Meer flipfloppen.

Zum Feiern

Vermutlich werden in diesem Jahr besonders viele Besucher nach Faid strömen: Die einen, weil sie sich wie jedes Jahr auf die Kirmes freuen,

Kimres.

... die anderen, weil sie gespannt sind auf etwas völlig Neues, noch nie Dagewesenes. Allen sei ein schönes Fest gegönnt – und hoffentlich war das Banner nicht zu teuer.

Zum Schluss

Habe ich Sie neugierig gemacht? Probieren Sie es aus. Ihr nächster Flyer, die neue Ausgabe Ihres Newsletters – was auch immer. Lassen Sie mich einen Blick drauf werfen.