Endlich wieder in den Biergarten. Es ist warm, ein leichter Wind weht unten am Rhein immer, sodass also auch für Belüftung gesorgt sein wird. Die Aerosole werden nicht unnötig lange über dem Tisch rumwabern, sondern sich im unteren Mittelrheintal schnell verteilen und auflösen.
Wir werden uns einen Tisch ganz am Rand des Biergartens nehmen – man kann dann vom Rad aus direkt an den Tisch springen und muss nicht zwischen Betreten des Lokals und Hinsetzen die Maske aufsetzen, denn das fällt dann quasi in eins zusammen. Es ist immer noch bemerkenswert, was für Worte man leichtzüngig und wie alltäglich benutzt, worauf man in der letzten Zeit zu achten und was man zu bevorzugen gelernt hat. Nie zuvor zum Beispiel habe ich Aerosolen eine Bedeutung oder sonst etwas beigemessen.
Gleich geht’s los – Juliane muss nur gerade noch ein Arbeitspapier für ihre Studenten hochladen. Master-Studenten, die haben schon ein ganz anständiges Niveau, entsprechend hoch muss das Papier geladen werden. Das dauert etwas. Bei Erstsemestern geht’s schneller, da reicht es, wenn man die Aufgaben nur ein bisschen hoch lädt. Sonst sind die schnell überfordert und frustriert, weil sie nicht dran kommen … Entschuldigung. Das ist natürlich sehr albern.
Wir werden das Haus ganz leise verlassen. Das Murmeltier macht noch Mittagsschlaf und ich möchte es auf keinen Fall wecken. Es ist deutlich nach sechs, aber das Murmeltier schläft derzeit ungewöhnlich viel. Ob es nicht artgerechter wäre, habe ich gefragt, im Winter zu schlafen und jetzt Vorräte anzuhäufen. Nein, es sei mehr so der Ganzjahresschlaftyp und Vorräte brauche es nicht, ich hätte ja von allem reichlich da. Außerdem traut es sich kaum noch raus, weil ich es letzte Woche doch noch zu einem Undercut überredet habe. Ich habe aus Rache seine alkoholbedingte Indisponiertheit ausgenutzt, weil es sich wieder über mein Bier hergemacht hatte – so viel zum Thema Vorrat. Es hat übrigens wirklich markante Segelohren, wer hätte das gedacht. Und bei dem Fahrradausflug am Wochenende hat es sich an den Ohren zudem trotz Fahrradhelm einen markanten Sonnenbrand zugezogen und dann die ganze Rückfahrt über auf meinen Friseur geschimpft – nicht ohne freundliches Grüßen nach links, nach rechts, nach vorne und hinten. Und als das Murmeltier einmal ganz unten im Straßengraben gelandet war, hat es sogar nach oben gegrüßt.