Bin zum Paddeln aufgebrochen. Mit dem Kanu auf die Lahn, auch wenn es ordentlich windet. Genauer gesagt: Wir sind aufgebrochen, denn das Murmeltier muss unbedingt mit, obwohl es Wasser im Allgemeinen hasst.
Jetzt sitzt es vorne im Kanu und stochert lustlos mit dem weißen Kinderpaddel im Wasser rum – das Einzige von dem billigen Aldi-Familienschlauchboot, das vor gut 20 Jahren den ersten Sommer überlebt hat. Zwischendurch hantiert es mit meinem neuen, leuchtend roten Regenschirm rum, klemmt sich, kurzsichtig wie es ist, die Barthaare in der Mechanik und schimpft wenig engagiert über Wasser, Wind und Wellen. Schließlich hat es den Schirm, dem der Hersteller großspurig das Label Sturmtrotz aufgedruckt hat, erfolgreich geöffnet.
„Guck mal, wir können auch segeln!“, jubelt es plötzlich hellwach und hält den Parapluie pfiffig in den Wind.
„Freu dich nicht zu früh, du Leichtmatrose“, warne ich den Großnager, der bei aller vermeintlicher Größe nur knapp fünf Kilo wiegt. Und schon hat der Wind, kaum dass er uns tatsächlich zu einem gewissen Vortrieb verholfen hat, in die Speichen gegriffen und Schirm und fluchenden Nager mit sich genommen. Zunächst paddele ich unbeeindruckt weiter, aber dann reut es mich, denn der stabile Schirm war teuer. Ich wende und lege mich etwas ins Zeug, den über Bord Gegangenen, den es in höheren Lagen weit nach hinten getrieben hat, zu erreichen. Das Murmeltier dümpelt inzwischen in dem rücklings auf dem Wasser treibenden Sturmtrotz dahin – ein rot leuchtender Tupfer auf dem düster umwölkten Wasser, sehr hübsch, wäre da nicht dieser gleichsam düster umwölkte Blick.
„Du bist noch wenigstens hundert Meter weitergefahren, während ich hier fast ertrinke“, so der übellaunige Vorwurf, als ich längsseits halt mache.
„Ich konnte nicht so schnell wenden“, entschuldige ich mich.
„Du gibst doch sonst immer so an, dass du auf jedem Handtuch wenden kannst!“ Das Murmeltier klettert wieder an Bord und übernimmt auf dem hinteren Sitz ungefragt das Steuern. „Vonwegenkonntenichtwendenglaubtdirdochkeinmurmeltiersoeinquatsch …“ lamentiert es vor sich hin, sticht kernig ein und bringt uns in Nullkommanix, Wind hin oder her, ans Ziel. Am Anlegesteg navigiert es punktgenau in eine schmale Lücke, nicht ohne das Boot vorher zum bequemeren Ausstieg noch zu wenden. Für das Manöver benötigt es wenig mehr als die Fläche eines mittelgroßen Handtuchs.
„Geht doch“, stellt es befriedigt fest, bevor es sich an Land schwingt. Das Murmeltier grüßt einsilbig und wackelt davon.
„Tschüss, Robert“, grüße ich zurück.