Immer wieder wagen sich Vögel in unseren Wintergarten, wenn er ein wenig offensteht. Und dann finden sie nicht mehr raus – letztlich haben all diese Sperlinge, Meisen und Finken, so hübsch sie auch alle sein und zwitschern mögen, halt doch nur ein Spatzenhirn.
Dann öffnen wir die Türen ganz weit und meist finden sie dann auch wieder den Ausgang. Manchmal aber, wenn auch nur sehr selten, versucht einer bei geschlossenen Glastüren und mit Anlauf in den Wintergarten zu gelangen, und das geht dann nicht gut aus. Dagegen hilft, wie mir ein Folder des BUND versichert, die Scheiben mit Fensterfarbe sichtbar zu machen. In handbreiten Abständen solle man das Glas hübsch mit Blümchen bemalen oder mit weitgehend dichten Vorhängen aus Kordeln die Vögel davon abhalten, gegen die Scheiben zu donnern. Greifvögel-Fakes an die Scheiben geklebt hülfen dagegen gar nichts.
„Wir können die Kordeln ja auf die Fenster malen“, schlägt das Murmeltier vor. Gut – das sieht zwar alles gleich scheiße aus und verdunkelt den Raum mehr als der Saharastaub im Mai, aber Millionen Vögel, die jährlich an deutschen Fensterscheiben verenden? Damit möchte man sich doch nicht belasten.
Vielleicht ziehen die Bilderbuchblümchen aber, wenn sie zu gut gelungen sind, die Bienen an, die unweit des Hauses von einem Imker gehalten werden. Letztens ist ein ganzes Volk unter Stress ausgebüxt und hat zu Tausenden direkt vor dem Wintergarten unruhig Schatten geworfen. Ein unglaublicher Schwarm Bienen – ich wollte sie zählen, aber sie haben einfach nicht stillgehalten.
Das Murmeltier hilft eifrig mit – Malen macht ihm großen Spaß. Wir verschönern die Glasscheiben in großer Fläche, sodass man zwar kaum noch rausschauen kann, aber Vorhänge? Nein! Das Murmeltier pinselt Blumen und lustige Kleinnager, der Lektor malt Wolken, Bäume und Sonnenblumen. Dann will der Großnager noch ein paar Verwandte von außen auf die Schiebetüren malen und eilt sofort nach draußen.
Was denn das furchterregendste Tier wäre, seiner Ansicht nach, frage ich das Murmeltier Minuten später.
„Thäbelthahntiger – wietho?“, fragt es zurück und drückt sich einen Eisbeutel an die lädierte Stirn.
„Dann“, erkläre ich mit unaufrichtig unterdrücktem Spott, „sollten wir für dich vielleicht ganz unten ein paar Säbelzahntiger auf die Scheiben malen.“
Bericht aus der Werkstatt mit Großnager XIX: Angeber
Bericht aus der Werkstatt mit Großnager XVII: Frühstückseier