Man wollte das ja eigentlich gar nicht mehr machen, mit dem Zug fahren. Der Zug hier im Mittelrheintal ist nämlich meist nur noch ein Bus im Schienenersatzverkehr, was besonders ärgerlich ist, wenn man sein Rad dabei hat oder am Sonntagnachmittag gemeinsam mit vielen Ausflüglerfamilien beim Umstieg aus einem zweistöckigen, voll besetzten Regionalexpress den Ersatzbus stürmt.
Die ersten zehn Prozent haben Glück, der Rest setzt notgedrungen seine Wanderung fort und marschiert nach Hause oder wartet auf den nächsten SEV-Bus und den nächsten oder den nächsten. Vorausgesetzt, man hat die Haltestelle des SEV gefunden. Hunde und Murmeltiere bis zur Größe einer Hauskatze zahlen in Zug und SEV den Kindertarif, sofern sie nicht in einer geeigneten Transportbox untergebracht sind. Ich nehme an, dass es zwischen Schaffnerinnen und Hundebesitzern von Zeit zu Zeit zu Diskussionen über die Größe von Hauskatzen kommt. Die Katze meines Onkels etwa hatte die Maße einer Dogge. Deutsche Dogge. Das Murmeltier blickt zwar auf jede Hauskatze von oben herab, ist aber bislang immer umsonst mitgereist, auch ohne Box. Diskussionen gab es nur gelegentlich wegen nicht vorschriftsmäßig getragener Corona-Schutzmaske. Lange her.
Im Museumszug im Nachbartal – ein roter Triebwagen, den man aus dem netten Film „Was man von hier aus sehen kann“ kennt – gilt die Regel: Hunde zahlen die Hälfte. Außer Schoßhunde. Auch das führt zu Diskussionen.
„Aber natürlich“, sagt der Familienvater zum Beispiel, „da sitzt er immer. Er ist sehr verschmust, wissen Sie?“ Er, das ist der Golden Retriever auf seinen Knien. Die Zeiten sind schlecht, alles wird teurer und der Gürtel kneift, weil er ständig enger geschnallt werden muss. Man spart, wo man kann. Und so sitzen sie am Wochenende in der Kasbachtalbahn, sehen geflissentlich aus dem Fenster und lassen es sich nicht anmerken, dass der übergewichtige Rottweiler auf dem Schoß drückt und aus dem Hals stinkt. Die ältere Dame neben mir klopft auf ihre Oberschenkel und lädt ihren ausgewachsenen Berner Senner mit einem „Hopp, Senta!“ ein, dort Platz zu nehmen. Die blickt sie verständnislos, wenngleich auch nicht unwillig und mit triefenden Lefzen an, bevor sie mit einem behäbigen Satz der Einladung folgt. Dass Senta nun nicht nur auf ihrem Schoß, sondern in wesentlichen Anteilen auch auf meinem liegt, ändert nichts daran, dass sie offensichtlich umsonst zu reisen gedenkt.
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