Bin zum Paddeln aufgebrochen. Mit dem Kanu auf die Lahn, auch wenn es ordentlich windet. Genauer gesagt: Wir sind aufgebrochen, denn das Murmeltier muss unbedingt mit, obwohl es Wasser im Allgemeinen hasst.
Hier finden Sie alle älteren Artikel aus meiner monatlichen Kolumne. Was dem Lektor so auf- und einfällt.
Bin zum Paddeln aufgebrochen. Mit dem Kanu auf die Lahn, auch wenn es ordentlich windet. Genauer gesagt: Wir sind aufgebrochen, denn das Murmeltier muss unbedingt mit, obwohl es Wasser im Allgemeinen hasst.
Das Murmeltier kommt mit lebhaftem Gruß, aber schwer schleppend aus dem Keller hochgepoltert. Es klingt wie Christopher Robin, der seinen Bären Winnie the Pooh – ein Bär von sehr geringem Verstand – die Treppe hoch schleift. Ob ich mit ihm spielen wolle, es habe da erstaunliche Murmeln gefunden, etwas schwer zwar, aber interessant.
Niemals hätte ich das tun sollen: mit der Bahn nach Berlin – und zwei Tage später abends mit der letzten Verbindung zurück. Nicht die letzte Verbindung nehmen, die kommt nie an. So was mag in Europa funktionieren, aber nicht in Deutschland. Wie oft schon musste ich Juliane in Köln mit dem Auto abholen, weil ihr Zug irgendwo liegengeblieben und der letzte Regioexpress von Köln schon weg war bzw. ausgefallen ist.
Mitte März erst, aber wir hatten schon richtige Frühlingstage hier im Mittelrheintal. Und gestern galt es, endlich tätig zu werden – es war für die ersten warmen Tage im Jahr fest eingeplant und jetzt gab es keine Ausrede mehr: Der Wintergarten war dran.
Angesäuerte Stimmung zu Hause. Ich ertrage das nicht so gut, ich habe es lieber friedlich. Deshalb bin ich selbst auch meist fröhlich und heiteren Mutes.
„Du?“, fragt das Murmeltier und hat wieder einen seiner zahlreichen Untertöne bemüht, die mit der Bedeutung des Gesagten machen, was sie wollen.
Bevor ich mich mit den römischen Ziffern jenseits der 50 verhebe, überschreibe ich meinen Bericht lieber neu und fange wieder bei römisch eins an. Man kann ja auch nicht jahrelang Zeilen aus der Krise verfassen – könnte man schon, aber man mag irgendwann nicht mehr. Ich finde Werkstatt mit Großnager ganz hübsch, und das Murmeltier findet das auch. Werkstatt ohne Kleinnager hätte es auch akzeptiert, aber ich finde, das klingt zu defizitorientiert.
Auf meiner Werkbank liegen gelegentlich auch Kochrezepte, die ich nicht nach Kochbarkeit und Erfolgsaussichten untersuche, sondern nur auf Rechtschreibung prüfe. Dass ich mir das Zuzubereitende dabei vor Augen führe, hin und wieder auch eine Idee tatsächlich in der eigenen Küche ausprobiere, gehört dazu. Ich hoffe, das fällt nicht unter das Vertraulichkeitsgebot, das mir meine Kunden gelegentlich auferlegen.